Ein weiteres turbulentes Jahr liegt hinter uns. Einige aufregende Themen haben uns beschäftigt, aber auch viele schöne, die zeigen, dass die Dorfgemeinschaft trotz eines alles überragenden Themas zusammenhält und gefestigter ist denn je.
Ein Jahresrückblick 2011:
Die Jugendgruppe zeigte nicht nur am Umwelttag im Frühjahr, dass sie aktiv am Dorfleben teilnimmt. Sie gestalte auch die gemeinsamen Feiern wie das Osterfeuer, Aufstellen des Maibaumes und andere. Am 15.10 d.J. feierte die Jugendgruppe ihr 35-jähriges Bestehen! Herzlichen Glückwunsch und Anerkennung für die Betreuer, aber besonders für die Jugendlichen selbst. Ich hoffe, dass unser Vorhaben, der Jugendgruppe auch einen eigenen Raum im Sportheim Walle zur Verfügung zu stellen, im Rahmen der Dorferneuerung bald Wirklichkeit werden kann.

Die Laienspielgruppe (besteht seit 1979) führte Anfang Dezember an mehreren Abenden wieder professionell eingeübte Stücke vor. Anerkennenswert ist, dass sie diese nicht nur für das Waller Publikum aufführt, sondern auch bei der Seniorenweihnachtsfeier, an der in diesem Jahr auch wieder Bewohner/innen der Seniorenheime aus Wietze und Winsen teilnahmen.


Der "Förderverein Wir-in-Walle e.V.“ hat nach etwas längerer Vorbereitungszeit den Satzungsentwurf überarbeitet, einen neuen Vorstand gewählt und inzwischen die Anerkennung als „gemeinnütziger Verein“ bekommen. Ziel des Fördervereins ist es, die Dorfgemeinschaft zu fördern, dazu gehören auch „handfeste Aktivitäten“ wie Verschönerung der Anlagen auf dem Friedhof.

Es gilt jetzt, möglichst viele Bürger zu motivieren, im Förderverein aktiv zu werden, damit die Dorfgemeinschaft gefördert wird und noch mehr zusammen wächst. Ob Jung ob Alt, jeder kann sich entsprechend seiner Möglichkeiten einbringen.
Beim diesjährigen 20-km-Gepäcklauf kamen die ersten drei des Vorjahres wieder auf die vorderen Plätze. Dieses Ereignis, das nun zum 2. Mal durchgeführt wurde, ist ein sportlicher Spaß für Jung und Alt und erfreut sich zunehmender Beliebtheit.

Die Plattdeutsche Runde trifft sich nun schon seit 1997. Es wird „Platt gesnackt“ auch wenn es nicht alle als „Muttersprache“ gelernt haben.

So heißt es monatlich:
An End jeden Monats do is wedder sowiet:
"Treck an sauber Hemd, Strümp und de Böxen grau!" secht mien Frau.
"Wie wütt um tein taun plattschnacken no Hornbostels Wilhelm hen!"
Inzwischen findet es nicht mehr in Hornbostels Gasthaus statt, sondern reihum in privaten Räumen (da ein Raum hierfür im Sportheim noch nicht zur Verfügung steht).
Der „Seniorenkreis Walle“ trifft sich regelmäßig monatlich zu Cafe, Kuchen, netten Gesprächen und gemeinsamen Ausflügen. Alle Waller Seniorinnen und Senioren sind herzlich willkommen.
Der evangelische Spielkreis Walle, der im letzten Jahr das 30 jährige Spielkreisjubiläum feiern konnte, wartet sehnsüchtig auf den Umbau und die Erweiterung zu einem Kindergarten.

Seit mehr als sechs Jahren ist der Ortsrat schon mit der Gemeindeverwaltung im Gespräch; in 2012 kann diese für die Entwicklung des Ortes so wichtige Baumaßnahme jetzt im Rahmen der Dorferneuerung verwirklicht werden. Die Baupläne sind erstellt, die Bauanträge werden Anfang des Jahres gestellt. Es werden künftig nicht nur mehr Plätze zur Verfügung stehen, sondern auch Plätze für „unter-3-jährige“ angeboten.
Der „Schützenverein Walle von 1934 e.V.“ prägt hier in Walle schon seit über 70 Jahren durch seine örtliche Traditionspflege das Vereinsleben;


ihm gehören z.Zt. 224 Mitglieder an. Besonders beliebt bei „unseren Kleinen“ ab 6 Jahren ist das Schießen mit dem Lichtpunktgewehr. Ab 12 Jahren können die Kinder mit dem Luft- und ab 16 Jahren mit dem Kleinkalibergewehr unter fachmännischer Aufsicht ihr Können zeigen.

Der Vespa Club Celle e.V. ist ein gern gesehener Gast in Walle, wo seit vielen Jahren das inzwischen schon international besuchte Jahrestreffen stattfindet. Es ist eine Augenweide, die liebevoll gepflegten „Knattermaschinen“ zu sehen, manche wohl älter als ihre Besitzer. So konnte in diesem Jahr das 25-jährige Vereinsbestehen gebührend gefeiert werden.

Aber nicht nur zum Feiern kommen die Vespa-Clubmitglieder nach Walle, sondern auch um beim Hand- und Spanndienst kräftig bei der Renovierung des Sportheims mitzuhelfen.
Danke - und bleibt uns erhalten!
Der Sportverein Walle ist seit seiner Gründung 1959 von 60 Mitgliedern auf 330 gewachsen.

Nicht nur die Zusammensetzung (46 Männer, 14 Frauen) hat sich geändert, auch hat er sich von einem reinen Fußballverein gewandelt zum Schwerpunkt „Gesundheitssport“ (heute 186 Frauen und 144 Männer). Verschiedene sportliche Aktivitäten (derzeit Gesundheitssport, Stickwalking, FitGym, Turnen für Ältere, Tischtennis, Kinderturnen und Yoga) werden für jedermann angeboten. Es wird davon ausgegangen, dass Gesundheits- und Fitnessangebote an Bedeutung gewinnen. Neben festen Übungszeiten werden auch Kurse durchgeführt, die auch Nichtmitgliedern offen stehen. Gesellschaftliche und kulturelle Veranstaltungen runden das Angebot des Sportvereins ab.

Im Jahr 2004 wurde dem Sportverein Walle vom Deutschen Sportbund der „Stern des Sports in Bronze“ verliehen. Damit sind die ehrenamtliche Leistung sowie die soziale Bedeutung des Sportvereins im gesellschaftlichen Engagement gewürdigt worden. Der Sportverein Walle wurde 2011 erneut mit dem Qualitätssiegel "Pluspunkt Gesundheit" ausgezeichnet.
Der Ortsrat Walle hatte den Schwerpunkt seiner Beratungen bei den Themen Dorferneuerung, Straßenausbau und Erarbeitung eines „Wegekonzeptes“ um schweren LKW-Verkehr aus den Siedlungsstraßen herauszuhalten (sind nur auf max. 8t Belastung ausgerichtet), Umbau des Spielkreises zum Kindergarten und natürlich das Hauptthema: Umbau und Sanierung des Sportheims sowie Anbau eines Raumes als Dorfgemeinschaftsraum. Bereits am 14. 11. 2001, also vor 10 Jahren, haben wir einen ersten Antrag bei der Gemeindeverwaltung gestellt, das Sportheim zu sanieren. Bleibt zu hoffen, dass nun wie noch 2010 zugesagt aber in 2011 infrage gestellt, zumindest der Anbau des Dorfgemeinschaftsraumes und der Umbau/ die Sanierung der Sanitäranlagen erfolgen kann. Die GLL Verden hat über das Programm „Dorferneuerung“ hierfür einen Zuschuss von € 100.000 in Aussicht gestellt. Waller Bürger haben über ihre Vereine hohe Eigenleistungen zugesagt. Im Haushalt der Gemeinde sind seit Jahren ausreichend Mittel hierfür eingeplant. Nun steht aus, ob die Gemeindeverwaltung die verbleibenden ca. €70.000 Kapital (ca. € 50.000 sind allein für die überfällige Sanierung der Sanitärräume zu veranschlagen!) zur Verfügung stellen wird und das Projekt umgesetzt werden kann oder ob es hieran nach so vielen Jahren der Planung und Vertröstung scheitert.
Aber es gab auch Schatten: Leider beschäftigte uns auch immer noch die Planung eines Industriegebietes (Sondergebiet Biogasanlage) durch die Gemeinde Winsen (Aller) in der Waller Sandkuhle, gleich am nordwestlichen Ortsrand. Dort wird der Bau einer ca. 4 MW Biogasanlage (ca. 2MW elektrische Leistung) geplant. Diese Projektdiskussion hat nun seit 2 Jahren die Gemüter der meisten Einwohner erhitzt und zu einer Ablehnung des geplanten Standortes „Sandkuhle Walle“ geführt. Ca.70% der wahlberechtigten Waller Bürger sprachen sich gegen die Ausweisung des Sondergebietes aus, da es einen geeigneten Alternativstandort „Industriegebiet Schmalhorn“ im Gemeindegebiet gibt.
Die Diskussionen beeinflussten sowohl den Bürgermeisterwahlkampf in diesem Jahr wie auch die Kommunalwahl, brachten eine Veränderung der politischen Mehrheiten im Rat.
Eine Wählergemeinschaft gründete sich und zog mit erstaunlich hohem Wahlergebnis in den Rat ein. Soweit alles noch normale demokratische Abläufe. Leider zeigt sich aber auch, dass der Streit um die Standortabwägung sich über den politischen Streit hinaus auswirkt auf das Miteinander der Bürger, der Ortschaften. Bezeichnungen wie „Wutbürger“, „Verhinderer“, „politische Brandstifter“ u.a. mussten sich Bürger und Vertreter des Ortsrates von Politik, Verwaltung und Investor anhören und in der CZ lesen.
Persönliche verbale Angriffe auf Ratsmitglieder waren an der Tagesordnung, die nichts weiter verlangten, als eine faire, nachvollziehbare und glaubhafte Prüfung und Abwägung der beiden möglichen Standorte „Sandkuhle Walle“ als neuem Industriegebiet/Sondergebiet und dem bestehenden und im Besitz des Investors befindlichen Industriegebiet „Schmalhorn“, in dem nach Überzeugung des Ortsrates genügend Platz für den Bau einer solchen Mega-Biogasanlage zur Verfügung steht Dieses ist auch baurechtlich hierfür geeignet und die gesamte erforderliche Infrastruktur wird dort bereits vorgehalten
Ein Antrag des Ortsrates wurde über ein Jahr lang von der Verwaltung verschleppt (Verstoß gegen Satzung und Vorschriften der Gemeindeordnung). Vertrauliche private Einsprüche zum Verfahren erschienen bereits einen Tag nach vertraulicher Abgabe an den Bürgermeister in der CZ (Verstoß gegen das Datenschutzgesetz). Alles ohne Sanktionen oder Aufregung der Mehrheitsparteien. Aufregung nur, wenn wieder einmal von einigen Wenigen gefordert wurde, die Standortüberprüfung unabhängig von der Gemeindeverwaltung durchführen zu lassen und nicht nur auf Angaben des Investors zu bauen. Aber weder der Bürgermeister noch die Mehrheit im Rat hatten hieran Interesse und sahen dieses als „unnötig“ an. Ein öffentliches Interesse an der Ausweisung des Sondergebietes „Biogasanlage Sandkuhle Walle“ kann nicht erkannt werden, nur das wirtschaftliche Einzelinteresse eines Unternehmens.
In der letzten Ratssitzung vor ein paar Tagen wurde in der Bürgerfragestunde über Politikverdrossenheit diskutiert. Der Bürgermeister und die Ratsvorsitzende sahen den Grund u.a. darin, dass es bei den Wählern immer weniger Vertrauen in gewählte Vertreter gäbe, ja sogar von „Betrug am Wähler“ wurde gesprochen, weil ein mit hoher Stimmenzahl in den Rat der Gemeinde Winsen (Aller) gewählter Kandidat auf sein Mandat verzichtete.
Dass er dieses aber tat, weil in den letzten Monaten sich zuspitzende Konflikte in der Zusammenarbeit mit den Ratsgremien an der Tagesordnung waren bis hin zu persönlichen Anfechtungen und er diese hohe Belastung für die Arbeit seiner politischen Gruppe in der neuen Legislaturperiode vermeiden wollte, scheint kaum jemanden zu interessieren und Presseberichte scheinen auch nur über Sensationen und Konflikte berichten zu wollen, anstatt journalistisch zu recherchieren und einer Sache auf den Grund zu gehen. Hier jemanden anzuprangern, der durch sein Mandatsverzicht Raum schafft für einen Neuanfang in der politischen Zusammenarbeit, scheint der Mehrheit im Rat wichtiger zu sein als die Ursachen für die Zerrissenheit des Rates zu hinterfragen. Anprangern wenn ein scharfer Kritiker den Platz räumt, aber Häme zeigen, wenn er nicht mehr anwesend ist; „ach was ist es wieder schön friedlich“.
Ich denke, die zunehmende Politikverdrossenheit wird vorrangig geprägt von der Qualität der Arbeit von oben nach unten. Das zeigt sich an der Wahlbeteiligung im Bundes- und Landtag. In der Kommunalpolitik glaubt man häufig, es müsse hier anders sein. Man glaubt zu wissen, wen man da wählt, man kennt sich ja. Aber auch hier gilt wie „oben“; vor der Wahl ist eine andere Welt als nach der Wahl. Wahlversprechen sind, wie mich mal jemand aufklärte der es wissen muss, keine bindenden Versprechen dem Wähler gegenüber. Sie sind „Verkaufsargumente“, sagte er. Vielleicht liegen die Worte beim Ausdruck „verraten und verkauft“ auch deshalb so nahe beieinander? So haben auch wir vor Ort erfahren müssen, dass Versprechen vor der Bürgermeisterwahl mit Amtsantritt „Schnee von gestern“ sind. Ist es unangemessen, hier von Wahlbetrug und Betrug am Wähler zu sprechen? Ist nicht hier die Ursache für den Verdruss beim Wähler zu suchen?
Glaubwürdigkeit, Kontinuität, Offenheit, Unabhängigkeit, Berechenbarkeit und eine eigene Meinung (für die man dann auch einstehen muss) sind sicher die Schlüssel für Anerkennung der politischen Arbeit und würden eine Wende der Politikverdrossenheit sicher unterstützen. Aber wie man überall hört und liest, die Bürger zweifeln immer mehr, ob (Kommunal-) Politik dieses auch so sieht, oder die dort handelnden Personen nicht nur scharf auf die Macht der Position sind.
Aber auch etwas Positives hat der Streit um den Standort der Biogasanlage im Ort gebracht: Es zeigte sich eine große Gemeinschaft der Bürger und Bürgerinnen über diese zwei Jahre, weit über die Aktiven der Bürgerinitiative hinaus, die eintreten für die Belange unseres Ortes.
Mein Wunsch für das kommende Jahr: Lasst uns diese Kraft nutzen, um die Dorfgemeinschaft weiter zu festigen, die Lebensqualität zu erhöhen und uns gemeinsam auch mit erfreulichen Dingen befassen. Walle ist keine „Streusiedlung ohne besondere Bedeutung“ am Nordrand der Gemeinde Winsen (Aller) wie es ein (Ex-)Ratsmitglied in einem CZ-Artikel bezeichnete. Auch kein „weißer Fleck auf der kommunalpolitischen Landkarte“.
Walle ist ein lebenswerter Ort, der Zukunft hat und Menschen die für ihre Werte einstehen. Lasst uns diese Zukunft gemeinsam gestalten.
Besonderen Dank an alle ehrenamtlichen Helfer, die sich bei vorgenannten Aktivitäten tatkräftig und mit viel Zeitaufwand eingebracht haben.
Ich wünsche Ihnen allen alles Gute für das nächste Jahr.
Ihr Reiner Wilke
-Ortsbürgermeister-