Acht Königsscheiben an Meiers Giebel

Schützenverein feierte sein Fest mit vielen Gästen / Treffsicher und sangesfreudig

 

 

Neue Könige allerorten, da machte sich auch das Waller Schützenfest ernsthaft Gedanken, einen Regierungswechsel vorzunehmen. Seine Majestät Werner-Wolfgang der Fahrtüchtige war ohnehin amtsmüde geworden und darüber recht verdrossen, dass während seiner Regierungszeit der Erweiterungsbau des Sport- und Schützenheims nicht in Angriff genommen werden konnte.

Sonst hatte der König aber hervorragend regiert und war stets auf das Wohl seiner Untertanen bedacht gewesen. Deshalb wollte ihm das Volk am letzten Regierungstag noch mal huldigen und hatte zu einer großen Festtafel eingeladen. Nahezu 300 Teilnehmer waren gekommen, darunter viele geladene Ehrengäste. Man sah unter anderem Bürgermeister Lothar Hinsch, den Gemeindedirektor und Vorsitzenden der Schützengilde Winsen, Karl-Gustav Linde, den Winser Schützenkönig, „Bodo der königliche Kaufmann“ (Siekmann), den Vorsitzenden des Kreisschützenverbandes, Hans Dreyer, mit seinen Mitarbeitern Gunter Eggert und Karl-Heinz Tanke. Der Einladung Folge geleistet hatten auch Hauptmann Dose vom NATO-Übungsplatz Bergen und Polizeihauptmeister Stratmann von der Polizei-Außenstelle Winsen. Sie hatten zum großen Teil ihre Damen mitgebracht.

Der Vorsitzende des Waller Schützenvereins, Hermann Hemme, begrüßte mit herzlichen Worten die alten Majestäten und die große Festgemeinde mit den Ehrengästen. Besonders freute er sich, auch den Ehrenkommandeur der Waller Schützen, Paul Wilke, mit seiner Gattin begrüßen zu können. Nach langer Krankheit konnte er wieder im Kreise der Schützen verweilen. Auch dem Spielmannszug der freiwilligen Feuerwehr Winsen widmete Hermann Hemme herzliche Gruß- und Dankesworte für die gezeigte Einsatzfreude. Seit 25 Jahren lässt der Zug beim Waller Schützenfest seine Musik erklingen. Als äußeres Zeichen des Dankes überreichte Hemme dem Stabführer Manfred Harms einen Zinnteller mit Widmung; er wird im Feuerwehrhaus einen würdigen Platz bekommen.

Herzliche Grüße des Kreisschützenverbandes überbrachte der 1. Kreisvorsitzende Hans Dreyer. Er gab seiner Freude Ausdruck, dass er hier in Walle so viele Schützen angetroffen habe, da müsse wohl in jedem Haus ein Schütze sein, so Dreyer. Er musste sich aber sagen lassen, dass es hier in jedem Haus mehr als nur einen Schützen gibt. Hans Dreyer war auch nicht mit leeren Händen gekommen. Für Verdienste um den Schießsport konnte er den Schützenbrüdern Ferdinand Tanke und Sieghard Cordes die Verdienstnadel in Bronze des Niedersächsischen Sportschützenverbandes an die Brust heften. Außerdem überreichte er dem Waller Vorsitzenden einen Zinnbecher.

Auch Vorsitzender Hemme hatte noch etwas zu vergeben, den „Pokal der ehemaligen Könige“. Erhard Meier hatte ihn mit 30 Ring errungen.

Nach dem frisch und fröhlich gesungenen „Tafellied“ – der Schützenverein Walle ist der größte „Schützengesangverein“ im Kreisschützenverband – rüstete man zum Abmarsch Richtung Schießstand. Denn vor Anbruch der Dunkelheit muss der neue König bereitstehen, so ist man es in Walle gewöhnt. Obwohl sich der bestens eingerichtete Kleinkaliber-Scheibenstand unmittelbar neben Festzelt und Sportheim befindet, zieht man zum Königsschiessen noch gern zum alten, aber noch funktionstüchtigen Schießstand hinaus. Fernab von allem Lärm, unter dem grünen Nadel- und Blätterdach des herrlichen Waldes konnte man sich immer gut konzentrieren und manch fröhliches Gespräch wurde beim Königsschiessen geführt.

Als die letzten Schüsse verhallt waren, war auch das große Rätselraten um die Thronfolge beendet. Der Königsschuss war Jakob Meier gelungen, hart bedrängt von seinem Sohn Erhard, der Zweitbester wurde und nun als erster Minister am königlichen Hof tätig sein wird. Zweiter Minister wurde Armin Bansleben. Schwarzer König mit der niedrigsten Ringzahl wurde Gerd Falkowski.

Bevor man tags darauf zum Königshaus aufbrach, gedachte man mit einer Andacht und Kranzniederlage am Ehrenmahl der Toten beider Weltkriege.

Die offizielle Proklamation der Könige und Würdenträger fand vor dem Königspalast in der Heckenstrasse statt, die inzwischen in „Königsallee“ umbenannt wurde. Der Palast selbst bot einen prächtigen Anblick, sieben Königsscheiben schmückten bereits den Hausgiebel, zu denen sich nun die achte hinzugesellte. Diese Scheiben bringen so recht den großen Erfolg des Vaters und seiner Söhne zum Ausdruck.

Die alten Könige übergaben hier mit ihren Insignien auch die Rechte und Pflichten an die neuen Regenten und Würdenträger. Der gesamte Hofstaat präsentierte sich seinem Volke.

Allen voran König „Jakob der Kräftigere“ mit Königin Erna. (Er hatte im Jahre 1965 schon mal regiert). Die Minister Erhard Meier und Armin Bansleben ließ man Hochleben. Der schwarze König Gerd Falkowski mit dem Beinamen „der lustige Abschmecker“. Damenbeste Sigrid Helms, Jugendkönig Andreas Tanke. Erster Minister des Jugendkönigs Jens Lehne, zweiter Minister Ingo Meier (Großsohn des Königs), Jugendkönigin Katja Scholke.

Das Zeremoniell fand seinen Abschluss mit dem Abschreiten der Front durch das Königspaar, dann ging es mit klingendem Spiel zum Festzelt, wo der Zeremonienmeister den Hofball schon vorbereitet hatte.

 

 

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